Man kann nie genug Lieder haben und man kann vor allem nie genug Abschiedslieder haben. Wenn ein Abend mit Freunden besonders schön war und man das Heimgehen noch ein wenig hinauszögern möchte, kann ich euch unser neues LIEDERLUST-Lied „Gute Nacht ihr lieben Freunde“ nur wärmstens empfehlen. Damit könnt ihr nicht nur euer persönliches Abschiedsliederrepertoire erweitern, sondern auch schöne Abende um ein paar stimmungsvolle Minuten verlängern.
Sehr gern wird es in Bayerisch-Schwaben gesungen, wo es seit langem zum festen Kanon der Volksmusikpflege gehört. Aufgezeichnet wurde dieses schöne Heimgehlied von dem Lehrer Konrad Scheierling in der ‚schwäbischen Türkei’, einer Sprachinsel in Südosteuropa (genau genommen in der Tolnau, einem Bezirk ca. 150 km südlich von Budapest). Die von Ende des 17. bis zur zweiten Hälfte des 19. Jh. nach Südosteuropa ausgewanderten Deutschen bezeichnet man auch mit dem Sammelbegriff ‚Donauschwaben’. Vermutlich ist das auch der Grund, warum man in der Volkmusikpflege in Bayerisch-Schwaben gern auf den reichen Liedschatz dieser Auswanderer zurückgegriffen hat. Jutta Kerber (langjährige nebenamtliche Volksmusikpflegerin im Oberallgäu) schreibt im Vorwort zu ihrer Liedersammlung „Allgäu-schwäbische Weihnachtszeit“ dazu:
„Karl List (damaliger Leiter der Volksmusikabteilung des Bayerischen Rundfunks) hat uns schon 1961 auf die Volkslieder aus den donauschwäbischen Sprachinseln in Südosteuropa aufmerksam gemacht. Die Schönheit der altertümlichen Texte und der oft eigenwilligen Melodien hat uns längst in ihren Bann gezogen (…….). Die Sammlungen aus Sathmar, aus der ‚Schwäbischen Türkei’, aus dem Banat und der Batschka stellen fast unsere einzige Quelle für das Liedgut unserer Vorfahren dar. Die sogenannten Donauschwaben (….) sind die Hüter und Bewahrer unseres volksmusikalischen Erbes. Im Mutterland selber hat man nicht daran gehangen und am Altüberlieferten festgehalten.„
Sie liefert hier auch gleich den zweiten Grund mit, nämlich der Mangel an Aufzeichnungen aus Bayerisch-Schwaben, der in der Not auf diese reichhaltige Quelle zurückgreifen ließ.
Allerdings sind keineswegs alle nach Südosteuropa ausgewanderten Deutschen auch Schwaben. Die Ersten kamen zwar tatsächlich aus den Gebieten Oberschwaben und Württemberg (auch aus der Kemptner und Augsburger Gegend) und siedelten sich im Nordwesten des heutigen Rumänien an, die sogenannten Sathmarer Schwaben (hier könnt ihr mehr davon erfahren). Das ist aber nur ein sehr kleiner Teil der Siedler. Zum größten Teil kamen sie aus Lothringen, der Pfalz und dem Elsaß. Sie kamen aber auch aus Franken, Hessen, dem Böhmerwald, dem Salzkammergut und der Steiermark. Obwohl sie aus verschiedenen Regionen stammten, verschiedene Dialekte sprachen, unterschiedliche Berufe und Konfessionen hatten, wurden die Einwanderer von den ungarischen Behörden stereotyp als „Schwaben“ bezeichnet.
Auch heute gibt es noch vereinzelt deutsche Siedlungen in Ungarn und Rumänien, aber natürlich nicht mehr in der Geschlossenheit und Vitalität wie vor dem zweiten Weltkrieg. Dass der Liedschatz der ausgewanderten Deutschen aus Südosteuropa nach deren Auflösung nicht verloren gegangen ist, verdanken wir ganz besonders dem Lehrer Konrad Scheierling (1924-1992), selber ein ‚Donauschwabe’, der es als seine große Lebensaufgabe ansah, diese Lieder aufzuzeichnen (hier könnt ihr mehr erfahren).
Und schlussendlich ist die genaue Herkunft auch völlig egal. Es sind einfach wunderbare Lieder, die darauf warten gesungen zu werden. Ob die ursprünglichen Sängerinnen und Sänger nun aus Schwaben, Franken, dem Böhmerwald, Lothringen oder der Pfalz stammen.
Wir wünschen euch nun viel Freude beim Lauschen, Lernen und Mitsingen!
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3 Antworten
mein großvater war kutscher in sudetenland bei diesen lied denke ich an ihn
ein sehr schönes lied! danke.
Ich liebe dieses Lied! Danke :)
Ein schönes Lied, sehr schön gesungen, danke.