Mit unserem neuen LIEDERLUST-Beitrag möchten wir euch wieder in Schwung bringen und zum Tanzen animieren. Und ihr braucht dazu auch keinen Musikanten. Mit diesem Tanzlied seid ihr euer eigener Tanzmusikant! Ihr kennt das ja schon von unserem Beitrag vom ‚Ringelein’. Auch dieses Tanzlied mit dem prägnanten Anfang ‚Schau no dean Ranza a, wie er net danza ka’ ist ein taktwechselnder Tanz, der im Kesseltal überliefert wurde und bis in die 1980er Jahre dort noch auf dem Tanzboden lebendig war. Dort nennt man die taktwechselnden Tänze übrigens ‚Schleifer’.
Ich habe euch ja schon öfters vom Kesseltal und seinen Sängern erzählt, deren Lieder ich als junge Studentin in den 1980er und 1990er Jahren aufzeichnen durfte. Bei einer Feldforschungsexkursion des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege, die 1980 durch Schwaben führte, fand auch eine Befragung im Kesseltal statt. Schon dieser einzige Abend offenbarte eine ungewöhnliche Fülle an Liedern. Hier sollte man unbedingt nochmal genauer nachfragen. Und das tat ich dann auch. Nach vielen durchsungenen Stunden sind mir ihre Lieder und auch ihre Stimmen bis heute noch ganz lebendig im Kopf.
Die ‚Kesseltaler Sänger’, wie wir sie immer nennen, war nicht eine feste organisierte Gruppe, sondern ein loser Zusammenschluss begeisterter Sänger, die sich im regelmäßigen Abstand traf um die örtlichen Lieder zu singen. Anstoß für diese Singtreffen war sicher auch das Interesse von wissenschaftlicher Seite, das ihnen bewusst machte, dass ihre Lieder etwas Besonderes waren und es schade wäre, wenn sie niemand mehr singen würde.
Aber der viel größere Impuls für ihren regelmäßigen Singstammtisch war ganz sicher die große Singlust und Singbegeisterung. Doch es gab ein kleines Problem, denn es gab kaum noch geeignete Wirtshäuser. Schon in den 1980er Jahren war im Kesseltal das Thema „Wirtshaussterben“ hochaktuell. So traf man sich z. B. im Schützenheim oder anderen Vereinsheimen. Jeder, der mitsingen wollte, war herzlich eingeladen.
Die ‚Kesseltaler’ waren das gesangliche Herzstück und zogen die anderen Sänger und Sängerinnen mit. Das Treffen zog große Kreise und es kamen viele Singbegeisterte bis aus dem Ries angefahren. Jeder hatte einen Liedwunsch frei, was allerdings mit der Zeit in Stress ausartete, da an einem Abend bis zu 60 Lieder zu bewältigen waren. Man behalf sich dann damit, nicht mehr alle Strophen der Lieder zu singen. Soweit ich weiß, haben diese Treffen bis Corona stattgefunden und fangen jetzt langsam auch wieder an. Das Liedrepertoire hat sich durch den großen Kreis an nicht örtlichen Sängern auch gewandelt, hin zu eher allgemein bekannten Liedern. Die meisten alten Kesseltaler Sänger sind inzwischen verstorben, aber ihre Lieder klingen weiter. Vor allem mit ihrer Singbegeisterung haben sie viele angesteckt und zum Singen motiviert. Und das ist die Hauptsache.
Wie so oft bei Vierzeilern, nimmt man sich gegenseitig auf die Schippe bzw. spart nicht mit Spott, wenn man eine Schwachstelle am Gegenüber entdeckt. So muss nicht nur unser beleibter Tänzer liebevolle Neckerei ertragen, sondern auch die Spielweise des Bombardonspielers wird treffend ironisch kommentiert. Ach ja, ein Bombardon war der Name eines frühen Blechblasinstruments in Bass-Lage, das um 1820 in Wien erfunden wurde. In Österreich und Bayern wurde der Name lange Zeit auch für die um 1835 in Berlin entwickelte Tuba verwendet, die sich als Bassinstrument in den Blaskapellen durchgesetzt hat.
Aber nun auf zum Tanzen. Das ist auch gut für die Fitness, damit der ‚Ranza’ nicht zu groß wird. Wir wünschen euch nun viel Spaß beim Anhören, Singen und dazu Tanzen!
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Eine Antwort
Vielen lieben Dank! Ich kenne das Lied und es hat mir viel Freude gemacht, es wieder einmal zu hören! Toll finde ich auch, dass die verschiedenen Stimmen vorgesungen wurden. Ich freu mich immer auf eure Lieder!