Dieses Lied hat mich sofort angesprochen und etwas in mir zum Klingen gebracht, als ich es zum ersten Mal gehört habe. Warum mir manche Lieder sofort gefallen, andere mich erst mal nicht berühren und wieder andere sogar einen inneren Widerstand auslösen, kann ich gar nicht so genau sagen. Auf jeden Fall muss mich die Melodie ansprechen. Ganz wichtig ist natürlich auch der Text. Und eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt sicherlich auch die Sängerin oder der Sänger, von der oder dem ich ein Lied zum ersten Mal gehört habe.
Manche Lieder sind für mich auch ganz untrennbar mit einer bestimmten Situation verbunden und ich kann mich, auch nach vielen Jahren, noch genau erinnern, wann und bei welcher Gelegenheit ich es zum ersten Mal gehört, gesungen oder gelernt habe, so wie z.B. einige meiner Lieblingslieder, die mir beim nächtlichen Heimweg von einem Ausflug bei strömendem Regen ‚begegnet‘ sind. Beim Lernen war die Nässe, Kälte und Dunkelheit ganz vergessen. Sie begleiten mich bis heute und beim Singen dieser Lieder fällt mir immer wieder dieser Moment ein. Vielleicht habt ihr ja auch solche, für euch einprägsamen Singmomente, die beim Singen bestimmter Lieder wieder vor eurem inneren Auge auftauchen!? Falls ja, dann lasst uns doch an diesen schönen Momenten teilhaben und schreibt sie in die Kommentare.
Das Lied von den zwei Sternen am hohen Himmel erfuhr vor allem durch den ‚Zupfgeigenhansl’, das Liederbuch der Wandervogelbewegung, weite Verbreitung im ganzen deutschsprachigen Raum. (Hier gibt es noch mehr Infos.) Als ich das Lied zum ersten Mal bei einer Singstunde vermitteln wollte, hat sofort ein Großteil der TeilnehmerInnen mitgesungen. Das Lied, das ich gerade für mich neu entdeckt hatte, kannten gerade die Älteren noch von früher und waren ganz berührt. Eigentlich hatten sie es schon fast vergessen – aber eben nur fast. Es hatte eben schon lange niemand mehr mit ihnen gesungen, aber latent war es natürlich immer noch da. Es brauchte nur einen kleinen Anstoß. So schreibt Herr Paepke: „Ich kenne das Lied aus meiner frühen Jugend. Erlernte es sehr wahrscheinlich schon in den 1940er Jahren kurz vor dem Ende des zweiten Weltkrieges in einem Kinderhort in meiner alten Heimatstadt Stolp im damaligen Hinterpommern, wo wir viele Volkslieder gesungen haben. Das schöne besinnliche Lied war mir dann völlig entfallen und es bedurfte erst des heutigen Anreizes, um mich – inzwischen 86jährig- wieder daran zu erinnern.“ Frau Engelhardt kennt das Lied aus der Schule. Sie schreibt: „Ich habe dieses Lied im Schulchor gesungen, mehrstimmig, das verlässt mich nie, wie so viele andere Lieder. Singe sie manchmal noch, mir fehlt dann die zweite Stimme, aber ich höre sie in meinem Kopf. Bin heute 67 Jahre alt und singe sehr gerne.“ Frau Eder verbindet das Lied mit ihrer Lehrerin: „Das Lied kenne ich aus meinen Kindertagen (vor 60 Jahren). Vermutlich hat es mir meine Lieblingslehrerin gelernt, die auch dafür verantwortlich ist, dass ich heute – mit meinen 72 Jahren – immer noch gerne und viel singe. Der Text ist einfach zu Herzen gehend!“
Und zu guter Letzt Frau Burkhardt, für die dieses Lied untrennbar mit ihren Eltern verbunden ist: „Es war das Lieblingslied meiner Eltern in der Trennung des zweiten Weltkrieges.“ (Gedanken zum Blogbeitrag über dieses Lied vom April 2018).
Bei meiner Arbeit als Liedvermittlerin ist es immer ein besonderer Glücksmoment für mich, wenn ich ein Lied entdecke und wieder ins Bewusstsein rufen kann, das in der Erinnerung der Leute zwar noch vorhanden ist, aber nicht mehr von ihnen gesungen wird. Es ist fast wie das Heben eines Schatzes, von dem man gar wusste, dass es ihn gibt. Ich bin gespannt, ob dieses Lied auch bei euch Erinnerungen wachruft? Oder ob ihr es als neuen Schatz in euer persönliches Liedrepertoire aufnehmt. Das würde mir gefallen!
Und nun viel Freude beim Anhören, Zuschauen, Lernen und Mitsingen!
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Titelbild: pixabay.com
5 Antworten
Das Video ist dreistimmig, das pdf nur zweistimmig?
Sehr geehrter Herr Wenger,
das ist in diesem Fall, bei dieser Art von Dreistimmigkeit kein Problem, da der Bass auschließlich einen sogenannten Funktionsbass (also nur die Grundtöne der jeweiligen Harmonie) singt. Diese stehen als Akkordbezifferung über den Noten ebenfalls im Liedblatt. Somit ist die dreistimmige Umsetzung dieses Liedblattes in der hier vorgetragenen Form leicht nachzuvollziehen.
Viele Grüße
Franz Josef Schramm
Ein Lied, das uns von euch vorgetragen, ausgezeichnet gefällt. Mir kam folgendes Gedicht dazu in den Sinn:
Ein kleines Lied Marie von Ebner-Eschenbach
Ein kleines Lied! Wie geht`s nur an,
Daß man so lieb es haben kann,
Was liegt darin? Erzähle!
Es liegt darin ein wenig Klang,
ein wenig Wohllaut und Gesang
Und eine ganze Seele.
Liebe Anne,
das ist auch eins meiner Lieblingsgedichte. Es passt wirklich wunderbar zu diesem Lied!
Herzliche Grüße, Dagmar
Sehr schön!