LIEDERLUST ♪ 6 – Wünsch euch ein neues Jahr

Unser erstes LIEDERLUST-Lied im noch jungen Jahr 2021 soll ein Glückwunschlied sein. Nach diesem turbulenten Ausnahmejahr 2020, das so viele Pläne auf den Kopf gestellt und viele, gerade auch kulturelle Unternehmungen unmöglich gemacht hat, kann ein Lied mit so vielen guten Wünschen sicher nicht schaden und vielleicht ein wenig Optimismus und Zuversicht in eure Herzen zaubern. Das wünschen wir euch sehr!
Das Jahr musikalisch zu begrüßen und auf diese Weise viel Glück zu wünschen, hat eine lange Tradition. Hinrich Siuts beschreibt dies in einem Artikel seines Buches „Die Ansingelieder zu den Kalenderfesten“ (Göttingen 1968) ausführlich. Demnach gibt es die ersten Belege in Deutschland schon im 8. Jh. Man sang die Hausbewohner an, wünschte ihnen Glück und bat um Gaben. Heute kennen wir dies eher in Form des Neujahrsanblasens, bei dem die Blaskapellen durch den Ort laufen, an ausgewählten Stellen ein Ständchen spielen und dabei auch Spenden für die Vereinsarbeit sammeln.
Auf jeden Fall eine schöne Tradition, egal ob gesungen oder musiziert. Deshalb möchten wir euch als Anregung für ein ganz privates Neujahrsansingen dieses schöne Glückwunschlied vorstellen. Vielleicht gibt es ja beim nächsten Neujahrsanfang die Gelegenheit die Familie, die Nachbarn oder Freunde mit einem musikalischen Gruß zu überraschen und zu erfreuen.

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LIEDERLUST ♪ 5 – Nun freuet euch Menschen auf Erden

Im rumänischen Banater Bergland, nahe der Stadt Reschitz befinden sich einige der interessantesten deutschen Siedlungen, was die Liedüberlieferung und den Singstil betrifft. Bis zur rumänischen Revolution 1989 waren diese Dörfer fast ausschließlich von Deutschen bewohnt. Der Münchner Volkskundler Wolfgang A. Mayer entdeckte sie als Student auf einer Reise von München nach Istanbul durch Zufall. Sein langjähriger Freund Reinhard Albert aus Mühldorf, der ihn bei einigen Fahrten dorthin begleitet hat, erzählt:

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LIEDERLUST ♪ 4 – Wach nur auf, du mein Handwerksgesell

Viele unserer Lieder haben wir von älteren Sängerinnen und Sängern gelernt. So auch das schöne Lied vom Handwerksgesell. Es gibt viele verschiedene Varianten davon im ganzen deutschen Sprachraum. In der Form wie wir es singen, haben wir es vom Ehepaar Franziska und Winfried Säckl aus Augsburg gehört. Eigentlich stammt diese Variante des Liedes aus Lustenau in Vorarlberg. Wie kam es jetzt aber nach Augsburg? Das ist eine ganz einfache Geschichte:

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LIEDERLUST ♪ 3 – Von roten Rosen und weiten Reisen

Das Lied, das ich euch diesmal vorstellen möchte, hat eine weite Reise hinter sich. Ich habe es 1993 von einer Forschungsreise aus der Karpato-Ukraine mitgebracht. Im letzten Blogbeitrag vom sprechenden Nussenbaum habe ich euch ja schon ein wenig davon erzählt.
Hier noch ein paar Eindrücke von unserer Reise. Vielleicht versteht ihr dann noch besser, warum diese Lieder für mich so eindrucksvoll waren und bis heute sind:
Bis zum Fall des eisernen Vorhangs 1989 war es unmöglich in das Grenzgebiet, in dem die Munkatscher Sprachinsel liegt, zu reisen und deshalb wusste auch niemand, was aus den deutschen Bewohnern dieser Sprachinsel geworden war. Dazu ein kleiner Exkurs in die Geschichte:

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LIEDERLUST ♪ 2 – Der sprechende Nussenbaum

Unser erstes Lied hat schon viele Mitsängerinnen und Mitsänger gefunden, was uns natürlich sehr freut und anspornt. Wir sind schon fleißig am Ideen spinnen, wie wir all die schönen Lieder, die wir gerne noch mit euch teilen möchten, richtig in Szene setzen können. Es soll ja auch zum jeweiligen Lied passen. Hier möchte ich mich ganz besonders bei Johannes Hegele aus Violau bedanken, der sich als Regisseur, Tontechniker und Kameramann in Personalunion mit viel Gespür um die technische Umsetzung kümmert.

Aber nun zu unserem nächsten Lied:
Es handelt sich um die Ballade vom Nussenbaum, in der ein Mädchen mit einem Nussenbaum ein Zwiegespräch führt. In unserem Fall handelt es sich vermutlich um einen Walnussbaum (und nicht um eine Hasel, wie in vielen anderen Varianten dieser Ballade). Ihr erfahrt gleich, warum.

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Kleine feine Jodler aus dem Allgäu

Ein Herzensprojekt ist nun fertig geworden. Die Sammlung „Kleine feine Jodler aus dem Allgäu“. Es ist eine Mischung aus Dokumentation und Weiterentwicklung von zweistimmigen Jodlern aus dem Allgäu, die ich in den 1980er und 1990er Jahren aufzeichnen konnte. Lange lagen die Jodler bei mir in der Schublade und warteten auf eine Veröffentlichung. Da sich der Jodler im Allgäu in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt hat, was die Form und auch die Silben betrifft, hatte ich schon die Erfahrung gemacht, dass die Jodler, so wie sie mir von den alten Gewährsleuten vorgesungen wurden, von den Allgäuern nicht als „allgäuerisch“ empfunden wurden. „So duat mei bei uns it. Des isch falsch!“ Was nun also tun? Die Jodler so veröffentlichen, wie sie mir von den Gewährsleuten vorgesungen wurden, mit dem Risiko, dass sie nicht gesungen werden oder etwas Neues ausprobieren? Ich hab mich für die zweite Variante entschieden und das Experiment einer Neulautierung der alten Jodler gewagt.

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Auf Schatzsuche in alten Notenbüchern

Die Ziemetshauser Notenhandschrift gilt als die derzeit älteste Musikantenhandschrift aus Bayerisch-Schwaben. Das kleine Büchlein umfasst insgesamt 158 Seiten und wurde von mehreren Schreibern im Zeitraum von 1750 bis 1830 angelegt. Genannt sei hier Tiberius Reiner; ein entsprechender Vermerk findet sich in der Handschrift auf Seite 125 wieder: „Tiberius Reiner in Zimetshausen 1794“. Des weiteren finden sich die Jahresangaben 1809 und 1830 der späteren Schreiber Johann Georg und Andreas Reiner in Holzara (ca. 25 km südwestlich von Augsburg bei Ziemetshausen gelegen).
In der ersten Hälfte des Buches befinden sich hauptsächlich, zweiteilige, z.T. menuettartige Stücke. Im Anschluss daran überwiegen ländlerartige Melodien, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufgeschrieben wurden. Die Melodien sind alle einstimmig notiert, eine Instrumentenangabe findet sich nicht. Vermutlich handelt es sich aber um eine Handschrift für Geige oder Klarinette.
Aus einem Teil der Melodien sind bereits schon Arrangements für verschiedene Instrumentalbesetzungen entstanden.

Unter Nr. 33 der Handschrift findet sich eine Musikstück, das fast schon an orientalische Klänge erinnert. Gleich zwei Gruppen haben sich – unabhängig voneinander – von dieser schönen und außergewöhnlichen Melodie inspirieren lassen. Auf Schatzsuche in alten Notenbüchern weiterlesen

ScheinEilig-es Konzert

Im Notenarchiv der Forschungstelle für Volksmusik in Krumbach (Schwaben) sind sehr viele alte Notennachlässe eingelagert, die zum Teil seit vielen Jahren in den Archivschachteln vor sich hinschlummern. Ein Teil des Notenmaterials wird weiterverarbeitet und arrangiert, und dann auf Lehrgängen – außerhalb unserer vier Wände – wieder zum Klingen gebracht.
Da kam uns die Idee, das wir doch unser Notenarchiv selber mal im Rahmen eines Konzertes mit Musik füllen könnten.
Die passende Gruppe war mit „ScheinEilig“ schnell gefunden. Die drei Musiker Johannes (Trompete), Martin (Akkordeon) und Stefan Hegele (Helikon) aus Violau verwöhnten das Publikum mit traditionell schwäbisch-bayerischer VolXmusik, die zum Teil aus unseren Archivnoten stammt, gemixt mit Kultsongs und Tanzliedern aus vergangen Jahrzehnten zurück bis in die 20er und 30er Jahre. Auch Ausflüge in die Klassik wurden unternommen. Zahlreiche Eigenkompositionen des Trios, angereichert mit einer Prise Humor, sorgten für so manchen Lacher im Publikum – ebenso die Anmoderation der Stücke, die in kleine, witzige Geschichten verpackt, von den Dreien selber gemacht wurde.
Im Alten Rathaus in Krumbach, in dem auch unser Archiv untergebracht ist, bot das Foyer den passenden Raum für unser Konzert. Bis auf den letzten Platz gefüllt, erlebten die Zuhörer einen äußerst unterhaltsamen und kurzweiligen Abend.

Und hier gibt es eine kleine Kostprobe, die aus der Feder von ScheinEilig stammt: „Der Barthel und sei Moscht“

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Schlitten frei!

Wenn die Schneedecke es zulässt, verwandelt sich die Zufahrt zum Friedhof in meinem Heimatort Schießen (Lankkreis Neu-Ulm in Bayerisch-Schwaben) in einen Schlittenberg.
Die Gemeinde hat ein Herz für Kinder und gibt den Berg zum Schlittenfahren frei. Und damit auch alle wissen, dass hier nach Herzenslust gerodelt werden kann, hat sie sogar ein eigenes Verkehrsschild aufstellen lassen. Das find ich echt Klasse! Letzte Woche war bei herrlichem Winterwetter der Berg mit vielen schlittenfahrenden Kindern bevölkert, die mit Riesenspaß den Hang hinuntersausten.

Für alle singfreudigen Schlitten- und Skifahrer hat sich die Lehrerin Irene Gehring aus Gunzesried im Oberallgäu ein Lied einfallen lassen. In diesem Sinne: Schlitten frei!

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Ihr Kinderlein kommet …

Das bekannteste aller Weihnachtslieder – Stille Nacht, heilige Nacht – feiert heuer seinen 200. Geburtstag. Im schwäbischen Thannhausen und Umgebung blickt man sogar noch etwas weiter zurück, denn vor 250 Jahren wurde Christoph von Schmid, der Verfasser des Textes von „Ihr Kinderlein kommet“, geboren. Der Text und die Melodie sind uns wohlvertraut. Das Lied wird besonders gerne bei der Kinderkrippenfeier am Hl. Abend gesungen oder wenn eine Kindersegnung in der Weihnachtszeit stattfindet. Als Organist habe ich es in den letzten Jahren eigentlich immer nur bei diesen Gottesdiensten eingesetzt, in denen auch die Kinder im Mittelpunkt standen. Es scheint zunächst ja auch ein Lied für Kinder zu sein, was nicht nur im Text der ersten Strophe deutlich wird, sondern auch in der Absicht des Verfassers. Ihr Kinderlein kommet … weiterlesen

Von Schafen, Liedern und Genies

Im September 2018 war Maria Anna Sauter aus Ebershausen als Praktikantin in der Forschungsstelle für Volksmusik in Schwaben in Krumbach zu Gast. Während ihres zweiwöchigen Praktikums bekam sie einen Einblick in die unterschiedlichen Arbeitsbereiche der Forschungsstelle. Aber lassen wir sie selber erzählen:

Von Schafen, Liedern und Genies

Was genau machen eigentlich die Mitarbeiter der Forschungsstelle für Volksmusik in Schwaben? Und wie sieht ihre Arbeit aus?
Diese Fragen habe ich mir gestellt, als ich mich im Mai 2018 in Krumbach für ein zweiwöchiges Praktikum bei der Forschungsstelle für Volksmusik in Schwaben beworben habe. Von Schafen, Liedern und Genies weiterlesen

Stehn zwei Stern am hohen Himmel

Zur Zeit begleitet mich ein Ohrwurm und wie das bei Ohrwürmern so ist, meldet er sich gleich beim Aufwachen, begleitet mich auf dem Weg zur Arbeit und summt mich abends in den Schlaf. Eingepflanzt hat ihn mir meine Tochter Magdalena, die ganz beseelt von einer Chorprobe nach Hause kam. Für eine Konzertreise nach Südamerika mit dem Kammerchor der Universität Augsburg studierten sie auch einige deutsche Volkslieder ein und eins davon fand sie ganz besonders schön: „Stehn zwei Stern am hohen Himmel“, ein sehr poetisches Liebeslied mit einer wunderschönen Melodie. Sie hat es mir gleich vorgesungen und seitdem lässt mich die Melodie nicht mehr los. Auch den Text finde ich sehr berührend:

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