LIEDERLUST ♪ 28 – So weit als i ausse schau

‚So weit als i ausse schau’ – ja, was ist da wohl? Da eröffnen sich viele Möglichkeiten und Gedankenspiele, gerade am Anfang eines Jahres. Der Ausblick auf 365 Tage voller neuer Möglichkeiten, Vorsätze, Pläne und Ideen, die endlich realisiert werden wollen. Da hat wohl jeder seine eigene geheime To-Do-Liste im Kopf. Oder es ist einfach nur der Blick vom Weiten auf das ganz Naheliegende, so wie in dem Lied, das wir euch diesmal vorstellen wollen: ‚So weit als i ausse schau, is der Wold grea und i lass zu meim Deandla koan andan Buam geh!’

Aufgezeichnet hat es 1969 der Volkskundler und Volksmusikforscher Wolfgang A. Mayer aus München. Seine besondere Leidenschaft galt der musikalischen Überlieferung im Bayerischen Wald und ihm verdanken wir eine Vielzahl an wunderbaren Lied- und Tanzaufzeichnungen aus dieser Region und auch darüberhinaus aus ganz Bayern.

Beneidenswert – diesen Ausblick auf den vorderen bayerischen Wald hat mein ehemaliger Kollege Franz Schötz jeden Tag.

Vorgesungen hat ihm dieses schöne Lied Johann Sporer. Er stammte ursprünglich aus Vollmau im Böhmerwald (heute ‚Folmava’ in Tschechien). Nach Ende des zweiten Weltkrieges musste er, wie alle Sudetendeutschen, seine Heimat verlassen. Nur ein paar Kilometer weiter auf der anderen Seite der Grenze, hat er in Furth im Wald ein neues Zuhause gefunden – mit im Gepäck seine Lieder und Geschichten. Man nennt die Sudetendeutschen heute auch den vierten Stamm Bayerns (neben den Altbayern, Franken und Schwaben). Sie haben seit der Nachkriegszeit die kulturelle Landschaft Bayerns nachhaltig geprägt und bereichert.

Veröffentlicht ist es, zusammen mit vielen anderen interessanten Aufzeichnungen, in der Liedersammlung ‚Freinderl, wann geh ma hoam – Wirtshauslieder aus der Oberpfalz und angrenzenden Gebieten‘, die von Adolf J. Eichenseer und Lothar E. Karrer zusammengestellt und von Josef Oberberger liebevoll illustriert wurde.

Wir hoffen, euch geht bei diesem Lied auch das Herz auf – beim Blick in die weiten sanften Hügel des Bayerischen Waldes im sommerlichen Licht, aber natürlich auch beim Singen und Schwelgen in dieser schönen Melodie.

Viel Freude beim Anhören, Zuschauen, Lernen und Mitsingen!

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Das Liedblatt können Sie hier herunterladen: So weit als i ausse schau

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Titelbild von Pixabay.

Veröffentlicht von

Dagmar Held

Leiterin der Forschungsstelle für Volksmusik in Schwaben

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