LIEDERLUST ♪ 29 – Hab ich ein Ringelein

Mit unserem neuen LIEDERLUST-Beitrag möchten wir euch in Schwung bringen und zum Tanzen animieren. Ihr braucht dazu auch keinen Musikanten. Mit diesem Tanzlied seid ihr euer eigener Tanzmusikant! ‚Das Ringelein’ ist einer von vielen taktwechselnden Tänzen, die aus dem Ries und dem Kesseltal überliefert sind und bis in die 1980er Jahre dort noch auf dem Tanzboden lebendig waren.

Der erste, der auf die taktwechselnden Tänze in dieser Gegend aufmerksam wurde, war der berühmte österreichische Volksmusikforscher Karl Horak (1908 – 1992), der 1933 bei einer Forschungsreise durch Nordschwaben, Mittel-, Unter- und Oberfranken im Ries neun Schweinauer (so nennt man die taktwechselnden Tänze im Ries) aufschreiben konnte. Wichtig sind auch die Aufzeichnungen von Hermann Regner und Karl Höpfner, der in seinem ‚Bauerntanzbüchle’ (erschienen 1974) auch Hinweise gibt, wie die Tänze auf dem Tanzboden praktiziert wurden. Er schreibt:

‚Mehr als die Hälfte der hier aufgezeichneten Tanzlieder waren ausschließlich im Ries beheimatet. Wenn man bedenkt, dass hier schon Vieles der Vergessenheit anheim gefallen sein mag, so ist das Verbliebene, auf diesen engen Raum bezogen, unvergleichlich groß.
Eine Besonderheit ist auch die Form der Ausführung der Rieser Bauerntänze. Beim „Roggaliacht“, nach getaner Arbeit auf der Tenne, ja sogar im Stall, erlernten sie die jungen Leute, bis sie endlich auf dem Tanzboden durch den „Ansing“ eröffnet werden konnten. Ein Bursche sang das Tanzlied an, worauf die Musikkapelle „drei Reihen“, drei Verse also, aufspielte. – Konnten die Musikanten die Melodie nach dem „Ansing“ nicht spielen, mussten sie Spottverse mit eigenen Tänzen hinnehmen, von denen sie „drei Reihen“ zu begleiten hatten.’

Einige der Kesseltaler Sänger: (v.li.): Klaus Jenuwein, Heinrich Thum, Hermann Schröppel und Jakob Weinberger

Ich war selber in den 1990er Jahren oft im benachbarten Kesseltal unterwegs und ganz überwältigt von der Fülle an Liedern, die mir die dortigen Sänger mit Inbrust vorgesungen haben. Sie kannten natürlich auch die Schleifer (so nennt man die taktwechselnden Tänze im Kesseltal) und haben den ‚Ansing’ auch noch selber auf dem Tanzboden praktiziert. Hier hört ihr zwei Verse vom Ringelein, gesungen von den Kesseltaler Sängern bei einer Feldforschung im Sommer 1990.

Wie so oft bei Vierzeilern, nimmt man sich gegenseitig auf die Schippe bzw. spart nicht mit Spott, wenn man eine Schwachstelle am Gegenüber entdeckt. Da heißt es, nicht beleidigt sein, sondern schlagfertig antworten. Für alle Nichtschwaben – die ‚Baraschell’ ist ein eiserner Ring, an dem die Kühe am Barren festgekettet wurden. Und für alle Nichtnordschwaben – das ‚Oos’ ist das Aas. Angesichts dieser drastischen Ankündigung im zweiten Vers ist ein Tanzkurs nicht die schlechteste Idee….

Ihr könnt ja schon mal daheim üben. Wir wünschen euch nun viel Spaß beim Anhören, Singen und dazu Tanzen!

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Das Liedblatt können Sie hier herunterladen: Hab ich ein Ringelein

Alle Beiträge zur LIEDERLUST finden Sie HIER.

Titelbild: Fröhliche Musikanten aus dem Kesseltal, 1920 (aus der Sammlung von Hartmut Steger).

Veröffentlicht von

Dagmar Held

Leiterin der Forschungsstelle für Volksmusik in Schwaben

3 Gedanken zu „LIEDERLUST ♪ 29 – Hab ich ein Ringelein“

  1. Immer wieder Interessantes und Lehrreiches in neuem Gewand…
    Habe Eure Vorstellung im Hörvelsinger Pflugsaal in bester Erinnerung.

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