
„Heute ist ein guter Tag, um glücklich zu sein“ singt der bekannte deutsche Sänger Max Raabe mit seinem Palastorchester und kann mich damit augenblicklich in gute Laune versetzen. Ich bin mir ganz sicher, so glücklich und wohl in seiner Haut fühlt sich auch der Protagonist unseres neuen LIEDERLUST-Liedes, wenn er singt: A Woidbua bin i, und a Woiddeandl liab i. Er kann ja auch mit der Gesamtsituation zufrieden sein – er hat ein Mädchen, das er liebt und einen Beruf, der ihm gefällt. Wenn das kein Grund ist, glücklich zu sein!
Das Lied vom Woidbua kann man im ganzen süddeutschen Sprachraum finden, ob in Kärnten oder im Bayerischen Wald. Im Deutschen Volksliedarchiv in Freiburg gibt es Belege aus der Schweiz, Österreich, Bayern, Böhmen, Baden-Württemberg und auch aus ehemals deutschen Sprachinseln in Ungarn und Rumänien. Wer den Titel in die Suchmaschine eingibt, landet sofort zahlreiche Treffer mit meist schmissigen Aufnahmen verschiedenster Gruppen.
Laut meinem ehemaligen Kollegen Franz Schötz wird es gern in Bierzelten gespielt und gesungen. Auch Interpreten aus der volkstümlichen Unterhaltungsszene haben das Lied für sich entdeckt.

Wir möchten euch heute eine etwas andere Fassung des Liedes vom Woidbua vorstellen.
Der wesentliche Unterschied liegt im Tempo und in der Agogik. Während die bekannte Version sehr rhythmisch im 4/4-Takt daherkommt, ist unsere Version breit ausgesungen im 3/4 -Takt und rhythmisch wesentlich freier. So bekommt das Lied einen ganz anderen Charakter, was uns sehr gut gefällt.
Das Lied besteht aus zwei Teilen: einem Vierzeiler und einem textlich immer gleichen Nachgesang. Während die Melodie des ersten Teiles bei beiden Varianten fast gleich ist, unterscheidet sich die Melodie des Nachgesanges unserer Fassung sehr stark von der bekannten Version. Besonders schön ist auch der zweite Vierzeiler in unserer Fassung, den ich bei keiner anderen Variante gefunden habe.

Aufgezeichnet wurde die von uns gesungene Variante von dem Lehrer Ludwig Simbeck (1896-1976) aus Deggendorf nach dem Gesang von Franz Pribil (genannt „Pschibö“) aus Hangerleitn bei Kirchberg im Bayerischen Wald. Veröffentlicht ist es im Niederbairischen Liederbuch (zusammengestellt von Kurt Huber und Ludwig Simbeck, mit Bildern von Paul Neu, hrsgeg. von Clara Huber, München ca. 1952).
Sie findet sich im Kapitel „Arien und Schnadahüpfl“. Kurt Huber und Ludwig Simbeck erklären den Begriff „Ari“ so:
„Ari“ heißen in Niederbayern wie in Ober- und Niederösterreich seit alters die Melodien, auf welche die vierzeiligen Schnadahüpflstrophen gesungen und improvisiert werden. Die angegebenen, meist zusammenhanglosen Strophen sind für den Sänger nur ein Gerüst für die Improvisation neuer Strophen. Das Volk unterscheidet diese, meist mit Tanzmusik begleiteten Arien ziemlich scharf von den „Liadln“ mit feststehendem Text.


Zum Aufnehmen haben wir uns passend zum Inhalt des Liedes in den Wald gestellt. Genauer gesagt in ein Waldstück im vorderen Bayerischen Wald in der Nähe von Haselbach. Ich bedanke mich ganz herzlich bei Simone, Hermann, Franz und Max fürs Frieren und entschuldige mich für die kalten Füße und Nasen bei unserer Aufnahme.
Ganz besonders bedanken möchte ich mich noch bei dem unbekannten Solisten, der bei der Aufnahme der Bassstimme so leidenschaftlich und ausdauernd mitgezwitschert hat.
Und nun wünschen wir euch viel Freude beim Lauschen, Lernen und Mitsingen.
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5 Antworten
Liebe Dagmar, liebe Sängerin, liebe Sänger, Es kennt’s Enk ned voastejn,wos Es mia mit Enkam Liad für a Freid gmacht hobts. I bin a Woidbua und hon des Liadl scho owei gsunga. Dank Enk.
Richard Schreiner
Schöner kann man dieses Lied nicht singen. Vielen Dank für diese klangvolle Aufnahme.
Soo schön, vielen lieben Dank, Renate
Einfach grandios!
Liebe Dagmar, liebe Sängerin und Sänger,
Vielen Dank für den gefühlvollen Vortrag. Es sind Stimmungen, die ich einfach genießen kann, die durch eure Stimmen erzeugt werden. Den Bundspecht hat’s wohl auch bewegt…
Liebe Grüße und vielen Dank,
Hubert