LIEDERLUST ♪ 49 – Jetzt kommt die heilig Weihnachtszeit

Allüberall glitzern die Weihnachtsmärkte, Geschenke müssen gekauft und Plätzchen müssen gebacken werden. Gefühlt tausend Dinge sollten noch bis Weihnachten erledigt werden – im Büro und auch zu Hause. Der etwas sarkastische Spruch „Advent, Advent, das Christkind rennt!“ bringt es ganz gut auf den Punkt – und wir rennen alle mit. Wie wäre es da mal mit einer Pause in der vorweihnachtlichen Hektik? Wir möchten euch mit unserem LIEDERLUST-Lied „Jetzt kommt die heilig Weihnachtszeit“ zu so einer Pause einladen.   

Unter dem Titel „Klöpfiliad“ findet es sich in der Sammlung „Oberbayerische Volkslieder“ vom Kiem Pauli. Den meisten ist er vermutlich ein Begriff. Er war und ist bis heute eine prägende Gestalt in der bayerischen Volksmusikpflege. 1892 wurde er als Emanuel Kiem in München geboren. Seine Mutter starb früh. Er selbst bezeichnet seine Kindheit als „alles, nur nicht schön“. Als Musiker (er spielte Zither, Gitarre und Harfe), Kassierer und Schauspieler arbeitete er bei der Tegernseer Bauernbühne und dort lernte er auch Ludwig Thoma kennen. Dieser schenkte ihm an Weihnachten 1919 die österreichische Liedersammlung „Steyrisches Raspelwerk“ von Konrad Mautner. Für den Kiem Pauli war dies der Impuls, selbst in Oberbayern nach Volksliedern zu suchen. Mit dem Fahrrad reiste er ab 1927 von Hof zu Hof durch Oberbayern und zeichnete Lieder auf, die er 1934 in der Sammlung „Oberbayerische Volkslieder“ in Buchform veröffentlichte. Es gäbe viel zu erzählen über den Kiem Pauli – von seiner Sammelarbeit, den Preissingen, die er initierte, von seiner Fähigkeit andere zu begeistern.
Heute würde man ihn vielleicht als Influencer bezeichnen, denn er hat nicht nur Lieder gesammelt, sondern sie auch eingeordnet und für gut oder schlecht befunden und so ein Bild vom Volkslied geschaffen, das bis heute nachwirkt. 1960 starb er in Wildbad Kreuth.

Aber zurück zu unserem Klöpllied. Vorgesungen hat es dem Kiem Pauli die Maria Neumaier aus Reit im Winkl am 7. Dezember 1927. Sie erzählte, dass sie es, zusammen mit ihrer Freundin Rosl Fischer beim Klöpfln gesungen hat. Beim Klöpfln geht man an bestimmten Tagen im Advent von Haus zu Haus, sagt einen Spruch auf oder singt ein Lied und wird mit einer Leckerei belohnt. In einigen Gegenden in Oberbayern und Schwaben wird dies bis heute praktiziert.

In Mittelschwaben sagt man auch Klopferstag. Der Heimatforscher Andreas Paul hat dies für das mittelschwäbische Dorf Stoffenried so beschrieben:

In unserer Gegend war es der zweite oder dritte Donnerstag in der Adventszeit, an dem die Kinder von Haus zu Haus zogen, mit einem Holzhämmerchen an die Fensterläden klopften und Sprüchlein aufsagten: z.B. Jetzt kommen wir Klopfer und sagen es an, dass Christus der Herr bald kommen kann, und wenn er kommt ist Heil im Haus. Holla, holla d’Klopfat raus. Ein etwas deftiger Spruch lautete: Holla, holla, Klopfa raus, oder i schlag dr a Loch ins Haus. Bis zum Abend hatte dann jedes Kind sein Säckchen voll mit Loibla, Lebkuacha, Äpfeln und Nüssen.

Klopferstag in Stoffenried im Jahre 1934 vor dem Hause Paul.

Mit meinen Krumbacher Singfreunden bin ich auch viele Jahre zum Klopfen gegangen. Wir sind in der Vorweihnachtszeit vor die Häuser von Freunden und Verwandten gezogen und haben sie singenderweise beschenkt. Natürlich haben wir uns nicht angekündigt, wir wollten sie ja überraschen. Das ist uns auch gelungen und ich erinnere mich immer noch gerne an das freudige Staunen in den Gesichtern beim Öffnen der Tür. Wir hatten uns einige Advent- und Weihnachtslieder zurechtgelegt, die wir auswendig mehrstimmig singen konnten. Zum unserem festen Repertoire gehörte auch „Jetzt kommt die heilig Weihnachtszeit, jetzt seids nur alle still“. Probiert es doch auch einmal aus. Mit Liedern, die euch am Herzen liegen und die ihr gut könnt. Ich bin ganz sicher, dass ihr damit den Menschen, die euch in diesem Jahr begleitet haben, eine große Freude bereitet. Das ist ein ganz besonderes Weihnachtsgeschenk!

Diesmal haben wir uns vor dem kunstvoll verzierten Portal des Refektoriums im Kloster Roggenburg aufgestellt. Wir bedanken uns ganz herzlich bei Pater Roman Löschinger, dass wir dort aufnehmen durften.

Und nun wünschen wir euch viel Freude beim Anhören, Lernen und Mitsingen!

Jetzt_kommt_die_heilig_Weihnachtszeit

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4 Antworten

  1. Ein wunderbares Lied und die kirchliche Akustik passt auch gut dazu. Jemandem etwas vorzusingen ist ein sehr schöner Gedanke. Verbundenheit bei den Sängern und mit den „Besungenen“! Kann Weihnachten mehr sein !?
    Danke für die Anregung und herzliche Grüße !

  2. Danke für die besonderen Lieder,die wir jeden Monat bekommen haben und mitgesungen haben. Wir wünschen den Sängern und vor allem Frau Dagmar Held eine besinnliche Weihnachtszeit und Glück, Gesundheit und viel Erfolg.Liebe Grüße von Elisabeth und Rudi.

  3. Liebe Dagmar, liebe Sängerinnen und Sänger,
    vielen lieben Dank für eure immer so schönen u. lehrreichen Videos, die so viel Freude bereiten.
    Fröhliche u gesegnete Weihnachten und ein Neues Jahr voller Liebe, Glück, Frohsinn, Leichtigkeit und bester Gesundheit.
    Von Herzen,Evi

    P.S. In meiner Kindheit war ich zuhause in Übersee/Chiemgau immer beim Klöpfeln

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