Auf meinem Nachhauseweg komme ich gerade immer an einer Schafherde vorbei, die friedlich auf den Wiesen des Günztales weidet. Es fehlt eigentlich bloß noch der Schäfer mit seinem Hund, der die Herde hütet und bewacht. Und wie schön wäre es, wenn er dann seinen Schäflein noch etwas vorsingen würde…. Ich geb zu, dieser Tagtraum ist weit vom Alltag eines Schäfers entfernt. Aber man wird ja noch träumen dürfen?! Ich bin ja auch nicht alleine damit. Solch romantische Vorstellungen von der Idylle des Schäferlebens spiegeln sich in vielen Liedern wider. Und eins davon möchten wir euch heute vorstellen.
‚Kein schöneres Leben gibt’s nicht auf der Welt’ handelt nicht nur vom Schäferleben. Das ist nur der Beginn. Dann spannt sich der Bogen über das Leben eines Fuhrmanns bis hin zum Schätzelein. Besonders originell find ich die letzte Strophe, in der das Schätzle ins Wasser fällt, aber natürlich sofort wieder herausgezogen wird. Die glückliche Rettung wird dann im nächsten Wirtshaus gefeiert. Auf die Idee muss man erst mal kommen. Vorgesungen wurde es vom 81jährigen Johann Popp (1899 – 1984) aus Forheim im Kesseltal (Lkr. Donau-Ries). Aufgezeichnet wurde es 1980 im Rahmen einer Exkursion unter der Leitung vonWolfgang A. Mayer, die am Riesrand entlangführte. Allerdings erinnerte sich Herr Popp nur noch an zwei Strophen, die erste und die letzte. Ich habe mich auf die Suche gemacht und wurde auch in verschiedenen Liederbüchern fündig. So ist schließlich doch ein fünfstrophiges Lied daraus geworden.
Es gibt eine große Fülle an Liedern, in denen von Schäfern und Schafen die Rede ist. Dies hat den Tierarzt und leidenschaftlichen Musikanten Heinz Strobel aus Stoffenried 1998 dazu animiert, ein Liederbuch mit ausgewählten Schäferliedern zusammenzustellen. Im Vorwort finden sich viele interessante Zitate und Gedanken und deshalb möchte ich ihn nun selbst zu Wort kommen lassen:
Bis in jüngste Vergangenheit war der Zusammenhang zwischen Singen und Musizieren auf der einen Seite, und dem Hüten der Herden auf der anderen Seite immer ohne Unterbrechung gegeben. Theodor Hornberger, der Verfasser des Standardwerkes über „Landes- und volkskundliche Bedeutung des Schäferberufs in Süddeutschland“ lässt keinen Zweifel daran, dass das Singen und Musizieren seit jeher zum Beruf gehört und belegt dies durch folgendes Zitat: „…. er soll auch seine Herde zu Zeiten entweder mit einem lieblichen Gesang oder Sackpfeiffen erlustigen und erfreuen, denn die Schafe weiden sich bei solchem Gesang viel lustiger und laufen nicht hin und her voneinander und gehorchen ihrem Schäfer desto williger…..“ (Petrus de Crescentiis, Bologna 1230-1310).
Heinz Strobel, selbst ein begeisterter Schafzüchter, findet, dass zum Schäfersein mehr gehört als Lammfleisch- und Wollproduktion, sondern auch ein berufliches Selbstbewusstein, dass sich auch aus der Tradition herleitet. Zu sehr wird heutzutage das Geldverdienen vom Menschsein getrennt, sodass viel Freude und Originalität dabei auf der Strecke bleiben. Die Arbeit unter freiem Himmel, die Zufriedenheit über die eigene Unabhängigkeit, die Einheit von Familie und Arbeitsplatz, all das sind Werte, die sich in Wirtschaftlichkeitsberechnungen nicht niederschlagen. Auch die Musik im Alltag und während der Arbeit gehört zu dieser Art von Lebensqualität (Stoffenried im Frühjahr 1998).
Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang gern an einen typischen Ausspruch von Heinz Strobel: „Das bisschen Kultur, das wir brauchen, das machen wir uns selbst!“ Das lassen wir uns nicht zweimal sagen!
Wir durften unser Schäferlied vor dem wunderbaren Schäferkarren aufnehmen, der gleich neben dem Schafstall von Heinz Strobel aufgebaut ist. Ich glaube, das hätte ihm gefallen. Leider mussten wir im letzten Jahr viel zu früh von ihm Abschied nehmen.
Wir wünschen euch nun viel Freude beim Singen dieses schönen Schäferliedes.
2 Antworten
Wunderschön, vielen Dank und liebe Grüße, Renate
Ich freue mich immer sehr über eure so wunderbaren Lieder.
Freu mich immer drauf von Euch zu hören, was Neues zu erfahren und auch wieder ein neues Lied auf diesem Wege zu lernen.
Super. Wir sehen uns. LG