Es naht die Ferienzeit und vielleicht hat ja der eine oder die andere von euch eine Reise im Sinn. Es muss ja auch keine weite Fahrt sein, ein morgendlicher Spaziergang in den Wald voller Vogelgezwitscher kann auch schon wie ein kleiner Urlaub sein. Wir haben auf jeden Fall das passende Lied für euer Reisegepäck, damit es euch auf eurem Ausflug nicht langweilig wird.
Das Thema ‚Unterwegssein’ findet sich in vielen Liedern wieder und meist ist es auch mit dem Thema ‚Abschiednehmen’ verknüpft, manchmal auch etwas schwermütig und mit einem leichten Bedauern, dass eine schöne Zeit zu Ende geht. So auch in unserem Lied vom Fuhrmannssohn. In nur vier Strophen und mit einem Tonumfang von fünf Tönen schafft es dieses Lied alle Seelenlagen eines verlassenen Fuhrmanns nachzuzeichnen. Fast schon ein bisschen philosophisch endet es mit: ‚Mir miassad wieder weiterle fahrn, s’Dobleiba duat niemals koi guat bei der Nacht, s’ Dobleiba duat niamals koi guat!’
Varianten dieses Liedes finden sich in Altbayern, Österreich und auch im Egerland. Unsere Fassung ist eine Aufzeichnung aus dem Kesseltal, dieser interessanten Liedlandschaft in Nordschwaben, von der ich ja schon öfters erzählt habe. Vorgesungen hat es 1980 der 81jährige Schmied Johann Popp aus Forheim. Ihr könnt ihn hier singen hören.
Und wie es oft bei Befragungen ist, muss man ein wenig im Gedächtnis kramen, wie unser Gewährsmann Johann Popp es hier macht. Interessant ist auch der Dialekt in diesem Lied, der viele bairische Einfärbungen hat, wie z.B. auffi, eini oder aussi. Vielleicht hat es ja ein bairischer Fuhrmann mit ins Kesseltal gebracht?! Die Sänger dort haben es sich dann, so gut es eben möglich war, zurechtgesungen. An diesem Lied sieht man sehr gut, wie Lieder weitergetragen und auch verändert werden.
Dieses Fuhrmannslied wurde, wie so viele andere interessante Liedaufzeichnungen während einer Exkursion, die der Bayerische Landesverein für Heimatpflege in Vorbereitung auf die Seminare zur Volksmusikforschung und –pflege seit 1978 jährlich durchführte, entdeckt.
Jedes Jahr wanderte ein Team unter Leitung des Volkskundlers Wolfgang A. Mayer zwei Wochen lang durch einen Regierungsbezirk. 1980 war der Bezirk Schwaben an der Reihe. Die Wanderroute führte durch Mittelschwaben und den Riesrand entlang. Durch diese Exkursionen wurde der Focus auf die örtlichen Überlieferungen in Bayern gelenkt und so auch der Blick geweitet. Die Wertschätzung des Wissens der (oft älteren) Sängerinnen und Musikanten und das Weitertragen und Vermitteln dieses Erfahrungsschatzes war und ist für die Volksmusikpflege des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege ein ganz wesentlicher Punkt.
Doch jetzt wird es endlich Zeit das Fuhrmannslied zu singen. Unser Kameramann Johannes Hegele hat es wieder wunderbar in Szene gesetzt, diesmal zum letzten Mal. Denn hier heißt es auch Abschied nehmen, wie unser Fuhrmann. Johannes möchte sich auf andere Projekte konzentrieren. Wir bedanken uns sehr für die gute und konstruktive Zusammenarbeit. Mit viel Gespür für die Details sind daraus 33 wunderbare Videos entstanden. Tausend Dank!
Aber unser Projekt läuft natürlich weiter. Maximilian Held wird diese Arbeit fortsetzen. Er war bei unserem letzten Aufnahmetag schon mit dabei und hat auch gleich das Video vom Fuhrmannssohn geschnitten. Herzlich willkommen! Wir freuen uns auf viele schöne Drehtage und eine inspirierende Zusammenarbeit.
Nun ist es wirklich Zeit zum Singen! Wir hoffen das Lied gefällt euch genauso gut wie uns und lässt euer Kopfkino anlaufen. Vielleicht weckt es ja die Sehnsucht, euch auch auf den Weg zu machen.
Wir wünschen viel Spaß beim Lauschen, Lernen und Mitsingen!
Dieses Liedblatt Herunterladen
Alle Beiträge zur LIEDERLUST finden Sie HIER.