Kleine feine Jodler aus dem Allgäu

Ein Herzensprojekt ist nun fertig geworden. Die Sammlung „Kleine feine Jodler aus dem Allgäu“. Es ist eine Mischung aus Dokumentation und Weiterentwicklung von zweistimmigen Jodlern aus dem Allgäu, die ich in den 1980er und 1990er Jahren aufzeichnen konnte. Lange lagen die Jodler bei mir in der Schublade und warteten auf eine Veröffentlichung. Da sich der Jodler im Allgäu in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt hat, was die Form und auch die Silben betrifft, hatte ich schon die Erfahrung gemacht, dass die Jodler, so wie sie mir von den alten Gewährsleuten vorgesungen wurden, von den Allgäuern nicht als „allgäuerisch“ empfunden wurden. „So duat mei bei uns it. Des isch falsch!“ Was nun also tun? Die Jodler so veröffentlichen, wie sie mir von den Gewährsleuten vorgesungen wurden, mit dem Risiko, dass sie nicht gesungen werden oder etwas Neues ausprobieren? Ich hab mich für die zweite Variante entschieden und das Experiment einer Neulautierung der alten Jodler gewagt.

Dabei unterstützt hat mich meine Allgäuer Freundin Loni Kuisle, sozusagen eine „Jodlermuttersprachlerin“, die von klein auf von ihrem Vater das Jodeln gelernt hat. Sie ließ sich für die Idee begeistern und so suchten wir viele Stunden lang neue Silben für die kleinen alten Jodler. Es musste sich gut und selbstverständlich anfühlen. Für Loni war das viel leichter als für mich. Sie jodelt ja immer schon so. Für mich war es sehr spannend und zunächst auch ungewohnt. Es war ein Eintauchen in einen ganz anderen Sound. Mit den neuen Silben klangen die Jodler plötzlich anders, eher so, wie man es heute aus dem Allgäu kennt, aber es waren von der Struktur immer noch die alten Modelle. Damit aber auch die alten Silben dokumentiert sind und damit auch der Singstil der alten Jodlerinnen und Jodler, sind fast alle Jodler in zwei Varianten notiert. Einmal mit den alten Silben und einmal mit den neuen. So kann jeder jodeln nach seiner Fasson! Denn dazu möchte diese kleine Sammlung einladen. 

Dem Heft ist auch ein Lern-CD beigefügt, denn das Wichtigste beim Jodler steht nicht in den Noten bzw. kann gar nicht aufgeschrieben werden. Die Vokalfärbung exakt abzubilden ist fast ein Ding der Unmöglichkeit, denn es gibt viele Arten ein ‚a’ oder ein ‚o’ zu singen. Ganz hell, ganz dunkel, ganz offen, sehr geschlossen oder einfach dazwischen. Loni und ich haben die Jodler mit den neuen Silben eingesungen. Für jeden der zweistimmigen Jodler gibt es drei Tracks: zweistimmig und dann jeweils eine Stimme laut, die andere leiser um die Stimmen üben zu können. Und um einen Eindruck von der Jodelkunst der alten Sängerinnen und Sänger zu bekommen, sind auch einige Feldforschungsaufnahmen zu hören. 

Zwei Jodlerinnen aus Altstädten (bei Sonthofen)

Ganz herzlich bedanken möchte ich mich auch bei unserem Tonmeister Erich Hipp aus Waltenhofen, der mit feinen Ohren und unglaublich viel Geduld die Aufnahmen gemacht hat. Er ist auch für die wunderbare Gestaltung des Jodlerheftes verantwortlich, das er mit viel Gespür wunderbar in Szene gesetzt hat. Und natürlich gilt mein Dank vor allem den Jodlerinnen und Jodlern, die mir so bereitwillig vorgesungen und aus ihrem Erfahrungsschatz berichtet haben. Ihnen allen möchte ich dieses Büchlein in tiefer Verneigung widmen.

Um einen kleinen Eindruck zu gewinnen, hier ein paar Einblicke in das neue Heft.

Jodler vom Johann mit alten Silben.

Jodler-vom-Johann-alt

Feldforschungsaufnahme von Xaver und Cäcilie Lerpscher aus Wilhams bei Missen

Jodler vom Johann mit neuen Silben

Jodler-vom-Johann-neu

Aufnahme von der Lern-CD, gejodelt von Loni Kuisle und Dagmar Held
Die Hauptstimme (lauter) zum Lernen
Die Überstimme (lauter) zum Lernen

Hier die Übersicht aller im Heft und auf der CD enthaltenen Jodler.

Trackliste

Wer jetzt neugierig geworden ist, kann das Heft mit beigefügter CD zum Preis von 15 € im Kaufladen des Bayerischen Landvereins für Heimatpflege e.V. bestellen.

Viel Freude damit wünschen

Dagmar und Loni

Veröffentlicht von

Dagmar Held

Leiterin der Forschungsstelle für Volksmusik in Schwaben

2 Gedanken zu „Kleine feine Jodler aus dem Allgäu“

  1. An das Team vom Landesverein für Heimatpflege.Herzlichen Dank für den schönen Adventskalender .Wünsche Euch noch ein gesegnetes neues Jahr und freue mich schon auf den nächstenAdventskalender 2021.Danke. LG von Anneliese Lautenschlager.

  2. Sehr schön.
    Meine Frau und ich singen, als Niederbayern, alte Weisen, Arien und Jodler aus ganz Bayern, so auch aus dem Allgäu.
    Wir sind auf das Heft und die Aufnahmen sehr gespannt.
    Bitte senden Sie mir dieses per Nachnahme oder Rechnung zu.
    Hermann Schedlbauer

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