7 ✯ Wir bringen Euch eine Nachricht

Bild von Patricio Dondo auf Pixabay


Kommet, ihr Hirten
eingespielt vom Tuba/Euphoniumquartett der Berufsfachschule für Musik in Altötting unter der Leitung von Dr. Elmar Walter, stellvertretender Leiter der Berufsfachschule.

Gastbeitrag von
Dr. Elmar Walter
Unser ehemaliger Leiter der Abteilung Volksmusik beim Bayerischen Landesverein für Heimatpflege e.V. ist auch in seinem neuen Wirkungsfeld weiterhin volksmusikpflegerisch aktiv. Wir freuen uns, dass er uns immer noch sehr verbunden ist und hier einen Beitrag mitgestaltet hat.
Ganz herzlichen Dank dafür.

Das Lied Nesem vám noviny1 („Wir bringen Euch Nachricht“) stammt aus Böhmen und fand im 19. Jahrhundert rasche Verbreitung. Erstmals gedruckt erschien die Melodie im Katolicky kancionál in Olmütz im Jahr 1847.2 Verschiedentlich wurde und wird in der Literatur behauptet, die Melodie stamme aus dem Jahr 1605, dies ist jedoch nicht belegt.3 Nach Konrad Ameln ist die Melodie jedoch auf ca. 1700 zu datieren.4 Seinen Ausführungen zufolge weist sie Ähnlichkeiten mit dem Volkslied „Lieber Nachbar“5 auf. Weitere Ähnlichkeiten finden sich mit der Violinstimme der „Weihnachtskantate“ des Freiberger Kantors Johann Samuel Beyer (1669–1704). Trotz dieser Ähnlichkeiten lassen sich aber keine weiteren Verbindungen herstellen.
Den (deutschen) Text dazu gestaltete der Leipziger Komponist und Kapellmeister Carl Riedel (1827–1888) nach überlieferten Textfragmenten und veröffentlichte diese neue Fassung unter dem Titel „Die Engel und die Hirten“ erstmals 1870 in seiner Liedersammlung „Altböhmische Gesänge für gemischten Chor“6. In dieser Version ist es auch im Evangelischen Gesangbuch (EG 48), im Mennoritischen Gesangbuch (MG 260) als auch in einigen Diözesananhängen des alten und neuen katholischen Gesangbuchs „Gotteslob“ zu finden.7
Der Text ist in der Tradition der Hirtenlieder gehalten und angelehnt an die Weihnachtsgeschichte im Lukasevangelium Lukas 2, 8-20:
„[…] 8Und Hirten waren in jener Gegend auf dem Felde bei den Hürden und hielten Nachtwachen bei ihrer Herde. […] 10Und es sagte ihnen der Engel: »Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch eine große Freude, die dem ganzen Volk bereitet ist; 11denn heute ist euch der Retter geboren, der ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. 12Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden ein Kind, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegen.« […] 15Und es geschah, als die Engel von ihnen fort in den Himmel gefahren waren, da sagten die Hirten untereinander: »Auf, lasst uns nach Bethlehem gehen und dieses Ereignis sehen, das der Herr uns kundgetan hat.« […] 20Und es kehrten die Hirten zurück und priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie es ihnen gesagt worden war.“8
In der ersten Strophe erzählt das Lied von der Verkündung der Geburt Jesu durch Engel an die Hirten: »Kommet, ihr Hirten, ihr Männer und Fraun« rufen sie, »Christus, der Herr, ist heute geboren«. Und alle werden aufgefordert, das heilige Kind, den Heiland, in der Krippe zu besuchen. Die Hirten nehmen das an und rufen in der zweiten Strophe fröhlich: »Lasset uns sehen in Bethlehems Stall«. Sie wollen den Engeln folgen, nach Bethlehem ziehen und dem neugeborenen Kind ihre Aufwartung zu machen. Die Dritte Strophe enthält den Ruf »Nun soll es werden Friede auf Erden.« Dieser Friede ist zu verstehen als Friede in unseren Herzen und Friede mit Gott, der als Zeichen seiner Liebe uns seinen Sohn geschickt hat.

1 https://archiv.radio.cz/en/static/christmas/carols/nesem-vam-noviny [04.12.23].
2 Parent, Ulrich/Rößler, Martin: „48 – Kommet, ihr Hirten, ihr Männer und Fraun“ in: Hahn, Gerhard/Henkys, Jürgen (Hg.): Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch Nr. 2, Göttingen 2001, S. 34-36.
3 Ameln, Konrad: „Altböhmische Weihnachtslieder“, in: Jahrbuch für Liturgik und Hymnologie 21, o.O. 1977, S. 162-165.
4 Ebd.
5 http://diglib.hab.de/wdb.php?dir=drucke/un-17-1b&pointer=42 [04.12.23].
6 https://bildsuche.digitale-sammlungen.de/index.html?c=viewer&l=en&bandnummer=bsb00086115&pimage=2&v=2p&nav= [04.12.23].
7 Das „alte“ Gotteslob stammt aus dem Jahr 1970 und das „neue“ aus dem Jahr 2013. Im neuen Gotteslob, Diözesananhang München und Freising findet sich das Lied unter der Nummer 756. Weitere: https://www.lingualpfeife.de/liederdatenbank/eigenteil [04.12.23].
8 Übersetzung Thomas Söding, siehe: https://www.kath.ruhr-uni-bochum.de/imperia/md/content/nt/nt/froheweihnachten/die_weihnachtsgeschichte_aus_dem_evangelium_nach_lukas.pdf [04.12.23].

[Der Text ist ein Gemeinschaftsprojekt im Rahmen der Fächer „Einführung in die musikalische Volkskunde“ und „Geschichte der Volksmusik“ an der Berufsfachschule für Musik Altötting.]

Hier können Sie unser Liedblatt herunterladen: Kommet_ihr_Hirten.pdf
Hier können Sie die Noten herunterladen: Kommet_ihr_Hirten_Quartettnoten
Weitere Links dazu und ein Liedblatt gibt es auch hier: https://www.liederprojekt.org/lied31669.html

(Dr. Elmar Walter)

3 Antworten

  1. Danke für die klangvolle Einstimmung, ❤️liche Grüße lieber Elmar
    wünschen dir eine gesegnete Adventszeit.
    Grüße aus dem Frankenland Grid und Herbert

  2. So ein wundervoller Adventskalender!
    Ich freu mich jeden Tag aufs nächste Türchen♥️
    Vielen Dank und eine gesegnete Weihnachtszeit

  3. Vielen Dank für das schön musizierte Lied! Besonders interessant sind für mich die Erläuterungen zum Lied. Eigenartig, dass das Lied, obwohl aus Böhmen stammend, zum ersten Mal in einer Stadt in Mähren (Olmütz) gedruckt wurde.
    Das erwähnte Lied „Lieber Nachbar“ haben wir beim Stuttgarter Advents-Singen am kommenden Wochenende Mal wieder im Programm.

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