12 ✯ Auf, auf, ihr Hirten


Auf, auf, ihr Hirten all
Es singt und musiziert die Familie Schötz.
Theresia, Magdalena, Jakob und Franz Schötz (Gitarre) und Karin Schötz-Ayrle (Flöte).

Zu keinem Fest des Kirchenjahres gibt es so viel und stilistisch so unterschiedliche Musik wie zum Weihnachtsfest, das seit dem 4. Jahrhundert gefeiert wird. Bildete zunächst der gregorianische Choral die ausschließliche Form liturgischer Musik, durften bei außerliturgischen Feiern und geistlichen Spielen auch volkssprachliche Lieder gesungen werden, seit dem 14. Jahrhundert auch in der Liturgie vor oder nach der Predigt. Mit Reformation und Gegenreformation erlange das deutschsprachige Kirchenlied große Bedeutung. Im Umkreis der katholischen Gegenreformation entstanden im 17. Jahrhundert zahlreiche „Erbauungslieder“. In der Folge entwickelte sich eine Fülle von Weihnachtsliedern, auch schlichte volkssprachliche oder im Dialekt verfasste Hirten- und Krippenlieder. Viele solcher Lieder gehen wohl auf Kirchensingerschaften – aus Kirchenstiftungen bezahlte Sänger – in österreichischen und bayerischen Regionen zurück, die von der Empore aus im Gottesdienst sangen. Die meisten Weihnachtslieder entstanden im 19. Jahrhundert für die familiäre Weihnachtsfeier. Für den Bürgersalon des 19. Jahrhunderts schufen bedeutende Komponisten wie Peter Cornelius, Max Reger und Hugo Wolf Weihnachtslieder in Form von Klavierliedern. Mit der Jugendbewegung erfolgte zu Beginn des 20. Jahrhunderts einerseits ein Rückgriff auf alte Lieder, andererseits entstand neues Liedgut im Geist der Tradition. Das NS-Regime versuchte dem Weihnachtslied seine christliche Botschaft zu nehmen und an seine Stelle mystische Ideen der Sonnenwende und der Natur zu setzen.

Unser Lied von der Verkündigung der Geburt Jesu an die Hirten stammt aus den „Stubenberger Handschriften“, einer durch den Lumpensammler Philipp Lenglachner ab 1796 angelegten zweibändigen Sammlung aus dem Gebiet diesseits und jenseits des unteren Inns. Die zwei Bände wurden nach ihrem Fundort im niederbayerischen Landkreis Rottal-Inn benannt.  Diese überaus reichhaltige Quelle für die Volksliedforschung in Bayern wird in der Handschriftenabteilung der Bayerischen Staatsbibliothek aufbewahrt (das so genannte „Geistliche Zeitten Buch“ und das „Gesängerbuch“).
Im Jahr 1796 begann Lenglachner mit seiner sorgfältigen Niederschrift der mehr als 800 geistlichen und weltlichen Volkslieder. Die fast 400 geistlichen Lieder konnten für viele Anlässe der kirchlichen Festkreise des Jahres sowie für lebensgeschichtliche Ereignisse und individuelle spirituelle Bedürfnisse dienen.

Der Gangkofener Lehrer, Musikant und Heimatforscher Willibald Ernst (1942-2018) hat beide Bücher, die in für heutige Leser schwer zu entziffernder Kurrentschrift geschrieben sind, in mühevoller Kleinarbeit buchstabengetreu übertragen und am Institut für Volkskunde der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in den Jahren 2012-2017 herausgegeben (= Quellen und Studien zur musikalischen Volkstradition in Bayern, Band 4-6), herausgegeben.
Für den praktischen Gebrauch in Gesangsgruppen ist im Jahr 2009 beim Bezirk Niederbayern das Büchlein „Auf, auf, ihr Hirten all…“ mit einer kleinen Auswahl von Liedern für den Weihnachtsfestkreis von Advent bis Lichtmess erschienen. Da die Stubenberger Liederhandschriften nur die Texte, aber keine Melodien enthalten, wurde nach Konkordanzen in anderen Liederbüchern dieser Zeit gesucht. In wenigen Fällen waren auch Neuvertonungen unumgänglich. So auch bei unserem Lied, dessen Melodie Willibald Ernst verfasst hat. 

Quellen:
https://www.brauch.at/folge01/ch05s17.html
Ingeborg Weber-Kellermann, Das Buch der Weihnachtslieder. Mainz u.a. 1982.
https://www.niederbayern-wiki.de/wiki/Willibald_Ernst
„Auf auf, ihr Hirten all…“. Lieder von Advent bis Lichtmess aus den Stubenberger Handschriften. Ausgewählt und bearbeitet von Willibald Ernst in Zusammenarbeit mit Philipp Ortmeier und Maximilian Seefelder, herausgegeben vom Kulturreferat des Bezirks Niederbayern, Landshut 2009.


Hier können Sie das Liedblatt herunterladen: Auf, auf, ihr Hirten all

Quelle: Ernst, Willibald: „Auf, auf, ihr Hirten all…“, Lieder von Advent bis Lichtmess aus den Stubenberger Handschriften, Kulurreferat des Bezirks Niederbayern (Hg.), Landshut 2009, S. 30-31.

Gastbeitrag von
Franz Schötz
Unser ehemaliger Kollege und Leiter der Volksmusikstelle für Niederbayern und Oberpfalz beim Bayerischen Landesverein für Heimatpflege e.V. ist auch in seinem Ruhestand volksmusikpflegerisch weiterhin aktiv. Wir freuen uns, dass er uns immer noch sehr verbunden ist und für diesen Adventskalender auch einen Beitrag mitgestaltet hat.
Ganz herzlichen Dank dafür.

6 Gedanken zu „12 ✯ Auf, auf, ihr Hirten“

  1. Es is einfach schee,wieder was von den Schötzen zu hearn. Ab und zua a Lebnszeichen, is do guad.
    Aln a schene Adventszeit und a gsengtsWeihnachten
    wünscht Eich olle

    Brigitte

  2. Mei is dess schee die „Schötzn“,
    doud echt goud eich amol zu hörn, nach su langer Zeid ;-))
    Alles goude a scheene Weihnachtn und a gxunds
    2023 wünschen
    Grid – Hörbi – Stefan – Sven

  3. Mei is des schee ! Vor allem eure Stimmen zu hören, hat mich ganz rührselig gemacht. Eine schöne Restadventszeit wünsche ich euch allen.
    Connie

  4. Man könnte jeden Tag ein DANKE senden,die Familie Schötz ganz wunderbar; So ohne Schötz ,das geht einfach nicht.

    Elfriede Mirlach

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