Auf Schatzsuche in alten Notenbüchern

Die Ziemetshauser Notenhandschrift gilt als die derzeit älteste Musikantenhandschrift aus Bayerisch-Schwaben. Das kleine Büchlein umfasst insgesamt 158 Seiten und wurde von mehreren Schreibern im Zeitraum von 1750 bis 1830 angelegt. Genannt sei hier Tiberius Reiner; ein entsprechender Vermerk findet sich in der Handschrift auf Seite 125 wieder: „Tiberius Reiner in Zimetshausen 1794“. Des weiteren finden sich die Jahresangaben 1809 und 1830 der späteren Schreiber Johann Georg und Andreas Reiner in Holzara (ca. 25 km südwestlich von Augsburg bei Ziemetshausen gelegen).
In der ersten Hälfte des Buches befinden sich hauptsächlich, zweiteilige, z.T. menuettartige Stücke. Im Anschluss daran überwiegen ländlerartige Melodien, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufgeschrieben wurden. Die Melodien sind alle einstimmig notiert, eine Instrumentenangabe findet sich nicht. Vermutlich handelt es sich aber um eine Handschrift für Geige oder Klarinette.
Aus einem Teil der Melodien sind bereits schon Arrangements für verschiedene Instrumentalbesetzungen entstanden.

Unter Nr. 33 der Handschrift findet sich eine Musikstück, das fast schon an orientalische Klänge erinnert. Gleich zwei Gruppen haben sich – unabhängig voneinander – von dieser schönen und außergewöhnlichen Melodie inspirieren lassen.

Beide Gruppen haben auf ihrer jeweils aktuellen CD die Melodie aus der Ziemetshauser Handschrift auf unterschiedliche Art und Weise zum Klingen gebracht.
Was daraus jeweils entstanden ist? Hört selbst!

Das Duo Akleja (www.akleja.de) gibt sich auf Spurensuche in der schwedischen Musiktradition sowie in der deutschen Folk- und Tanzmusik und ist bei der Suche nach alten Notenhandschriften und geeigneten Quellen auf unser Archiv, das auch die Ziemetshauser Handschrift beherbergt, gestoßen.

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Ausschnitt aus „Ziemetshauser Nr. 33“ von der CD Wasser und Erde

 

Die Gruppe Liadhaber (www.liadhaber.de) verfolgt einen ganz ähnlichen Ansatz und gibt sich vor allem im schwäbischen Raum auf Spurensuche nach Liedern, die in Wirtshäusern und Wohnzimmern gesungen wurden.

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Ausschnitt aus „Staudenskizze“ von der CD Nachtfahrt

Hier kann die Melodie „Nr. 33“ aus der Ziemetshauser Handschrift als jpg-Datei abgerufen werden.

 

Veröffentlicht von

Benjamin Schmid

Forschungsstelle für Volksmusik in Schwaben, Krumbach

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